Mit der Pfarrkirche St. Gallus verbinde ich viele, ganz persönliche Erinnerungen. In der Zeit, als ich im Marianum wohnte, war sie für mich wie eine spirituelle Heimat. Oft und gerne denke ich an die schönen Gottesdienste, die ich dort gefeiert habe, und auch an die vielen Stunden, die ich im stillen Gebet verbracht habe.
Im Laufe der Jahre ist eine enge Verbundenheit mit dem Kirchenraum gewachsen – nicht zuletzt auch deshalb, weil ich in St. Gallus die Priesterweihe empfangen habe. Für diese Verbundenheit bin ich sehr dankbar.
„Denkmalschutz der Emotionen“
Wenn wir eine Kirche wie St. Gallus betreten, treten wir ein in eine besondere Atmosphäre. Hell und Dunkel, Licht und Schatten formen sich zu einem besonderen Bild. Wir spüren: Da liegt etwas in der Luft. Vielleicht spüren wir eine Geborgenheit, die Heimat schenkt, oder nehmen die Verbundenheit wahr mit den vielen Menschen, die vor uns diese Kirche aufgesucht haben. Kirchenräume lassen uns staunen und laden ein zu Sammlung, Andacht und Gebet. Menschen, die eine Kirche betreten, bringen ihre Freundschaft mit Gott mit und mit ihr alle Höhen und Tiefen des Lebens.
Andere wiederum kommen in einer distanzierten Zuschauerhaltung oder mit dem Interesse eines neugierig gewordenen Kindes, das gelockt wird vom verheißenen Trost oder von der Ruhe, die abseits aller Geschäftigkeit in der Stille einer Kirche zu finden ist.
Kirchengebäude besitzen in jedem Fall eine besondere innere Qualität, die sie aus der Menge anderer Gebäude hervorstechen lässt. Nicht nur die großen Wallfahrtsorte oder Kathedralen, sondern auch die eigene Pfarrkirche kann das persönliche spirituelle Leben nachhaltig prägen. Der Theologe Alex Stock schrieb einmal sehr treffend, dass jede Pfarrkirche unter dem „Denkmalschutz der Emotionen“ stehe. Damit wollte er sagen, dass das Leben vieler Menschen mit der Kirche des Heimatortes eng verwoben ist. Es ist ihre Kirche. In ihr feiern sie Gottesdienste und Festtage, empfangen die Sakramente und gedenken der Verstorbenen.
Die eigene Pfarrkirche wird so zu einem Stück Heimat. „Wenn ich die Glocken meiner Heimatkirche höre, weiß ich, dass ich zu Hause bin“, hat einmal jemand zu mir gesagt, der einen Großteil seines Lebens im Ausland verbracht hat.
Kirche aus lebendigen Steinen
Wenn eine Pfarrkirche wie St. Gallus renoviert wird, dann ist das zunächst einmal ein Vorhaben, das viel Kraft, Zeit und Energie für organisatorische, handwerkliche und finanzielle Fragestellungen bindet.
Von Herzen möchte ich den vielen Menschen danken, die sich hier gemeinsam mit unserem Bauamt mit viel Einsatz und Expertise eingebracht haben. Ohne sie kann ein Projekt wie dieses nicht umgesetzt werden. Zugleich danke ich auch allen, die die Kirche nach ihrer Wiedereröffnung erneut mit Leben füllen. Denn mit dem neuen Glanz, in dem der Innenraum von St. Gallus nun erstrahlt, sollen auch Gottvertrauen und Nächstenliebe neu aufleuchten.
Eine Pfarrkirche ist ein Sammelplatz des Lebens und des Glaubens. Als Gemeinschaft von Christinnen und Christen sollen wir, so heißt es im 1. Petrusbrief, eine Kirche „aus lebendigen Steinen“ sein (vgl. 1 Petr 2,4f.), die voll Hoffnung und in Solidarität mit den Mitmenschen in den Spuren Jesu geht.
Ich danke den Haupt- und Ehrenamtlichen, den Priestern und Diakonen, den pfarrlichen Gruppen sowie all den Beterinnen und Betern, die in der Kirche Gottes Nähe suchen und hier einen Ort finden, zu dem sie mit ihrem Dank, ihren Sorgen und ihren Anliegen kommen können. Gerade die unmittelbare Nähe zum LKH Bregenz macht die Pfarrkirche St. Gallus zudem zu einem besonderen Ort der Hoffnung und Zuversicht.
Zum Schluss möchte ich noch von einem persönlichen und durchaus „dramatischen“ Erlebnis berichten, das ich mit der Pfarrkirche St. Gallus verbinde und das manche von euch vermutlich auch aus Erzählungen kennen. Vor einigen Jahren nämlich, als ich einmal eine Hochzeit feierte, hat sich plötzlich zu unser aller Schrecken ein Stück der Empore gelöst und ist krachend zu Boden gefallen. Es war ein großes Glück, dass niemandem etwas passiert ist. Denn kurz zuvor haben sich dort, wo die Deckenstücke aufprallten, noch Menschen aufgehalten, und ich möchte mir nicht ausmalen, was alles hätte passieren können.
Und so möchte ich nochmals meinen Dank bekräftigen gegenüber allen, die die Renovierung möglich gemacht haben und durch ihren Einsatz auch dazu beigetragen haben, dass sich Ereignisse wie dieses hoffentlich so bald nicht mehr wiederholen.